Die Anwesenheit von Security-Personal auf Veranstaltungen ist ein ganz normaler Anblick und gehört ebenso wie dem Rettungsdienst zum unbestrittenen Standard von Veranstaltungen gewisser Größenordnung. Im letzten Jahrzehnt hat sich ein weiterer sicherheitsrelevanter Bereich als wesentlicher Bestandteil des Sicherheitskonzepts von Veranstaltungen und (öffentlichen) Räumen etabliert: das Konzept der Awareness. Awareness und Security müssen als zwei gleichwertige Bestandteile bedacht werden, um eine umfassende Sicherheitsstrategie entwickeln zu können. Nur durch diese integrative Herangehensweise kann ein möglichst sicheres Umfeld für alle Teilnehmenden gewährleistet werden.
Awareness bedeutet aus dem Englischen übersetzt „Bewusstsein“ oder „Achtsamkeit“ und hat das Ziel, eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, sexueller Identität, Hautfarbe, Herkunft, Erscheinungsbild, Alter oder körperlichen Fähigkeiten – möglichst wohl, frei und sicher fühlen können.
Um Grenzüberschreitungen und Formen von (sexualisierter) Gewalt zu vermeiden, werden präventive Maßnahmen ergriffen. Sollte es auf Veranstaltungen zu Diskriminierung, grenzüberschreitendem Verhalten, Überforderung oder (sexualisierter) Gewalt kommen, ist ein Awareness-Team als reaktive Interventionsmaßnahme da, um betroffenen Personen Unterstützung bieten zu können.
Der präventive Teil der Awareness-Arbeit besteht aus Analyse-, Reflexions-, Aufklärungs- und Schulungsarbeit im Vorfeld der Veranstaltung. Dies geschieht beispielsweise durch eine Bestandsaufnahme bestehender Strukturen, die Entwicklung eines Leitbilds und eines gemeinsam von allen Beschäftigten getragenen Code of Conducts, Trainings mit interaktiven Fallbeispielen für die Handlungssicherheit der verschiedenen am Event beteiligten Gewerke, die Koordinierung und Erweiterung von Meldeketten, Informationsmaterialien, Briefings und proaktive Sensibilisierung der Besucher*innen durch Postings auf Social Media oder Hinweise auf Werbeplakaten, Flyern etc.
Auch auf der Veranstaltung selbst können mobile und stationäre Präventionsmaßnahmen je nach Kontext ergriffen werden. Dies kann zum Beispiel durch Aushänge, Ansprachen, FAQs, Vorträge, (Quiz-)Spiele, Übungen und weitere Maßnahmen erfolgen. Auf diese Weise soll ein möglichst diversitätsfreundliches und gewaltunfreundliches Umfeld geschaffen werden. Ist ein umfangreiches Konzept etabliert und das Publikum hinreichend sensibilisiert, kann von der Veranstaltung als Safer Space gesprochen werden. Von einem Safe Space kann bei einem öffentlich zugänglichen Raum grundsätzlich nicht die Rede sein, da trotz aller Bemühungen niemals 100%ige Sicherheit vor Grenzverletzungen hergestellt werden kann.
Der reaktive Anteil der Awareness-Arbeit stellt die Sichtbarkeit, Ansprechbarkeit und Unterstützung für Betroffene von Grenzüberschreitungen und Gewalterfahrungen durch ein speziell geschultes Awareness-Team aus erfahrenen (Fach-)Personen dar. Für diesen Teil der Arbeit sollte möglichst ein Awareness-Raum, also ein spezieller, abgegrenzter und möglichst ruhiger Ort, zur Verfügung stehen, um betroffenen oder überlasteten Personen den Raum und die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen und die erlebten Grenzüberschreitungen zu integrieren. So fällt es im Nachgang leichter, das Erlebte zu verarbeiten und das möglichst ohne nachhaltigen Schaden in Form eines Traumas und etwaigen Traumafolgestörungen zu nehmen. Die reaktive Awareness-Arbeit ist stets die akute Krisenintervention bzw. Erste Hilfe im Sinne der betroffenen Person(en).
Meine eigene Grundregel aus fast zehn Jahren Erfahrung in diesem Bereich lautet: Lieber keine nach außen kommunizierte Awareness-Struktur als eine schlecht gemachte. Warum ich das so sehe und welche Mindeststandards erfüllt sein sollten, um eine Awareness-Struktur anzukündigen, kannst du in meinem nächsten Blog-Beitrag „Was zeichnet gute Awareness-Arbeit aus?“ lesen.
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