Du möchtest deine Veranstaltung durch eine Awareness-Struktur sicherer machen, weisst aber nicht worauf zu achten ist, damit ein Safer Space auch wirklich gewährleistet werden kann? Dann findest du in diesem Beitrag hilfreiche Informationen:
- Warum Awareness auf Veranstaltungen so wichtig ist
- Ein professionelles Awareness-Konzept entwickeln
- Awareness und Security – Zusammenarbeit für mehr Sicherheit
- Die Bedeutung von Resilienz in traumatischen Situationen
- Warum eine schlecht gemachte Awareness mehr schaden kann, als sie hilft
- Was macht gute Awareness-Arbeit aus?
- Die anspruchsvolle Arbeit von Awareness-Teams: Sensibilität und Wachsamkeit im Fokus
- Risikomanagement und Prävention: Die Grundlage eines erfolgreichen Awareness-Konzepts
- Die Rolle von Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung eines Awareness-Systems
1. Warum Awareness auf Veranstaltungen so wichtig ist
Awareness stellt einen wesentlichen Bestandteil der Sicherheitsstruktur bei Veranstaltungen dar, ist aber darüber hinaus auch ein elementarer Baustein für den Gewalt- und Diskriminierungsschutz in Organisationen und Unternehmen. Wenn dich dieser Aspekt von Awareness interessiert, dann findest du mehr Informationen in meinem Artikel „Awareness und Konfliktmanagement in Unternehmen und Organisationen“. Im Folgenden wird es um die aktive Awareness-Arbeit auf Veranstaltungen gehen.
Um der Kritik keinen Vorschub zu leisten, dass es sich bei dem Engagement eines Awareness-Teams nur um Marketing, Makulatur und PC1-Washing handele, ist es sinnvoll ein umfangreiches und professionelles Awareness-Konzept zu entwickeln und zu implementieren. Dieses kann durch seine verschiedenen Anteile einen nachhaltig positiven Effekt auf das Vorkommen von diskriminierenden Praktiken auf Veranstaltungen nehmen und somit zu weniger Zwischenfällen führen.
Wenig kann einem Veranstaltungsort mehr schaden als der Ruf ein Hotspot von K.O. Tropfen oder Übergriffen zu sein. Immer mehr Menschen und vor allem Frauen legen Wert auf eine sichere Feierkultur.
Awareness kann hier den entscheidenden Unterschied machen: Menschen werden sensibilisiert, es passiert weniger Diskriminierung und betroffene Personen werden nicht alleine gelassen, sondern aufgefangen und ggf. an die notwendigen und gewünschten Anlaufstellen weiter vermittelt.
2. Ein professionelles Awareness-Konzept entwickeln
Ein gutes und nach Best-Practice-Standards erstelltes Sicherheitskonzept, sollte zwingend den Verweis auf die Notwendigkeit eines Awareness-Konzeptes bei Veranstaltungen enthalten. Dieses kann sowohl qualitativ als auch quantitativ sehr unterschiedlich ausgestaltet sein.
3. Awareness und Security – Zusammenarbeit für mehr Sicherheit
Awareness– und Securitystrukturen müssen auf einer Veranstaltung Hand in Hand gehen, um eine umfassende Sicherheitsstrategie umsetzen zu können. Nur durch diese integrative Herangehensweise kann ein möglichst sicheres Umfeld für alle Beteiligten gewährleistet werden. Dabei fokussieren sich Awareness-Teams auf das Wohlbefinden der Besucher*innen und der Angestellten. Sie bieten psychosoziale Unterstützung, wenn es zu Diskriminierung, grenzüberschreitendem Verhalten, Überforderung oder (sexualisierter) Gewalt kommt. Die Security-Teams konzentrieren ihre Arbeit dagegen auf die gewaltausübenden Personen und die Einhaltung und Durchsetzung der Veranstaltungsregeln. Ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf die reibungslose Kommunikation zwischen den verschiedenen Teams gelegt werden. Dabei müssen auch die Zuständigkeitsbereiche und deren Grenzen, sowie die Meldeketten klar für alle Beteiligten kommuniziert und festgehalten werden.
Ein sorgfältig und fachlich fundiert erstelltes Awareness-Konzept kostet natürlich erst einmal mehr, ist aber auch als eine einmalige Anfangsinvestition zu sehen, mit der eine solide und verantwortungsbewusste Basis geschaffen werden kann. Diese kann dann mit deutlich weniger Aufwand und Kosten kontinuierlich weiter entwickelt und optimiert werden.
4. Die Bedeutung von Resilienz in traumatischen Situationen
Bei grenzverletzenden Erlebnissen, die der betroffenen Person die eigene Selbstbestimmtheit rauben, zum Beispiel Spiking und/oder sexualisierte Gewalt, handelt es sich um potentiell traumatische und/oder retraumatisierende Situationen. Ob die Folgen einer solchen Erfahrung zu einem Trauma und den damit einhergehenden Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) führen, hängt von der individuellen inneren Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ab. Diese variiert in verschiedenen Situationen und Lebensphasen stark. Gerade bei durch Menschen hervorgerufenen Traumatisierungen ist das Risiko einer PTBS besonders hoch.
Durch die Erhöhung der Resilienzfaktoren kann die Gefahr einer Traumatisierung maßgeblich gemildert werden. So erlangen betroffene Personen mit Hilfe der parteiischen Unterstützung durch ein Awareness-Team die selbstbestimmte Kontrolle über die Situation zurück und können die eigene Selbstwirksamkeit wieder ausbauen. Eben gerade nachdem es zu einem Kontrollverlust gekommen ist, ist dies, neben der Möglichkeit sich mitzuteilen und uneingeschränkt Glauben geschenkt zu bekommen, ein sehr wichtiges Instrument. In der Traumaforschung kommt den Bedingungen, die Betroffene unmittelbar nach dem Erleben eines starken Ohnmachtsgefühls vorfinden eine bedeutende Rolle für den weiteren Verlauf und die individuellen Folgen dieser Erfahrung zu.
5. Warum eine schlecht gemachte Awareness mehr schaden kann, als sie hilft
Die Besucher*innen vertrauen auf einen Safer Space, wenn Awareness kommuniziert wird. Gerade Menschen, die häufiger von Diskriminierung, Grenzüberschreitungen und (sexualisierter) Gewalt betroffen sind, haben sich gezwungenermaßen meist ein Set an funktionalen Bewältigungsstrategien angeeignet. Ist nun aber ein Awareness-Team angekündigt, dann werden diese Strategien nicht genauso abgerufen und das Risiko einer längerfristigen Belastung steigt. In meinen Augen ist das ein absolut verantwortungsloser Vertrauensmissbrauch, dem nur durch Sorgfalt und gewissenhafter Arbeit vorgebeugt werden kann.
6. Aber was macht denn nun gute Awareness-Arbeit aus?
Da es um die psychische Unversehrtheit und damit auch die weitere Gesundheit von Menschen geht, sollte die Awareness-Arbeit ausschließlich von speziell geschulten und erfahrenen Teams aus Fachleuten geleistet werden. Awareness-schaffendes Personal hat es oftmals mit ausgesprochen fordernden Situationen zu tun, die einen sachkundigen Umgang verlangen. Dies gilt auch für den ausreichenden Selbstschutz, weshalb die Möglichkeit zur Inter- und Supervision zwingend gegeben sein sollte, wenn sich die Notwendigkeit ergibt.
7. Die anspruchsvolle Arbeit von Awareness-Teams: Sensibilität und Wachsamkeit im Fokus
Doch auch wenn es, wie wir alle natürlich hoffen, zu keinem Einsatz kommt, ist die Arbeit sehr anspruchsvoll: Awareness schaffende Personen sind während ihrer gesamten Schicht Vorbilder in ihrem zwischenmenschlichen Verhalten, sie nehmen den zu betreuenden Raum mit all ihren Sinnen bewusst wahr, entdecken Bedarfslagen und kümmern sich um die individuellen Bedürfnisse der Menschen in diesem Raum.
Sie scannen während der Veranstaltung unzählige Gesichter, analysieren Interaktionen und schätzen Situationen fachlich ein, was ein hohes Maß an Anstrengung bedeutet. Dabei halten sie sich stets in einem erhöhten Aktivitätslevel, um jederzeit spontan und angemessen auf einen auftretenden Zwischenfall reagieren zu können. Eine weitere eigentlich selbstverständliche, aber der Vollständigkeit halber zu nennende Regel ist, dass jeglicher Konsum von wahrnehmungs- oder handlungsverändernden Substanzen absolut tabu ist!
8. Risikomanagement und Prävention: Die Grundlage eines erfolgreichen Awareness-Konzepts
Neben allen bisher angeführten Punkten gehört zu einem guten Awarenesskonzept eine umfangreiche Risikoanalyse mit Ortsbegehungen, Informationen und Aufklärung zur Prävention, eine gute Kommunikationsstrategie (sowohl intern mit allen Beteiligten, wie auch extern mit den Besucher*innen), Trainings und Schulungen in Anti-Diskriminierung, Krisenintervention und Konfliktbearbeitung, sowie bei Bedarf die Möglichkeit zu Inter- oder Supervision, das Bereitstellen von diversen Utensilien und Informationen zu Anlaufstellen für die weitere Beratung und Betreuung.
9. Die Rolle von Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung eines Awareness-Systems
Da es neben dem ohnehin schon stressigen Arbeitsalltag fast unmöglich ist all diese Bedingungen in Eigenregie zu schaffen, rate ich dringend dazu, eine beratende Person zu konsultieren für die gemeinsame Erarbeitung eines soliden Grundkonzeptes.
- Political Correctness ↩︎

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